Mit den Vorbereitungen beginnen wir am 24. Dezember. Jeder von uns übernimmt einen Gang, sodass sich ein vielfältiges Festmahl aus Apéro, Salat, Suppe, Hauptgang und Dessert ergibt. Es gibt kein festgelegtes Weihnachtsmenü – jede und jeder bringt eine persönliche Note ein. Dabei achten wir auf die verschiedenen Ernährungsweisen der 14 Personen und es gelingt uns, alle kulinarischen Wünsche zu vereinen und gemeinsam ein harmonisches Mahl zu geniessen.

Geschenke gibt es vor allem für die Kinder. Auch wenn sie inzwischen wissen, dass sie nicht vom Weihnachtsmann oder vom Christkind kommen, ist die Freude sehr gross. Ein weiterer fester Bestandteil unseres Weihnachtsfestes ist das gemeinsame Singen. Meine Schwägerin begleitet uns mit dem Schwyzerörgeli, während wir Weihnachtslieder anstimmen. Nebenher geniessen wir köstliche Guetzli, welche die Mutter meiner Partnerin jedes Jahr mit viel Liebe backt.

Unser Zuhause schmücken wir während der Adventszeit mit einem Christbaum, Lichterketten, kleinen Dekorationen und Kerzenlicht, was etwas Wärme und Licht in die dunkle Jahreszeit bringt.

Weihnachten ist für mich ein Fest der Liebe und der Familie, welches ich seit meiner Ankunft in Deutschland feiere. Doch auch ein anderes Datum spielt eine grosse Rolle in meinem Leben: der 20. März. Dann ist Norouz, das traditionelle Neujahrs- und Frühlingsfest, das ich von Kindheit an mit meiner Familie im Iran gefeiert habe. In Deutschland hielten wir diese Tradition aufrecht, und auch hier in der Schweiz ist es für mich ein besonderer Tag, an welchem ich meinen verstorbenen Grosseltern gedenke und mich an unsere gemeinsamen Feste mit meinen Eltern und Schwester zurückerinnere. Noch heute feiere ich den Tag mit einem leckeren Abendessen mit meiner Partnerin zu Hause hier in der Schweiz.

Das Weihnachtsfest selbst verbringen wir traditionell mit der Familie meines Partners. Am 24. Dezember findet jedes Jahr die grosse Zusammenkunft bei Oma statt. Auch wenn sie jedes Jahr aufs Neue sagt, dass sie das „nicht mehr machen will“, kann sie am Ende doch nicht widerstehen und versammelt Töchter, Enkel und Urenkel an einem langen Tisch – und das ist jedes Mal aufs Neue etwas ganz Besonderes.

Während ein Teil der Familie in die Kirche geht, herrscht in der Küche bereits Hochbetrieb. Oma, Schwiegermutter und die Schwestern beginnen schon früh mit den Vorbereitungen. Ich selbst bringe meist das Dessert mit – entweder ein klassisches Tiramisu oder kleine Törtchen.

Ein festes Menü gibt es zwar nicht, aber der festlich gedeckte Tisch bietet eine wunderbare Vielfalt – da ist wirklich für jeden etwas dabei. Bei heiteren Gesprächen lassen wir das vergangene Jahr Revue passieren und drücken eher unterbewusst unsere Dankbarkeit für ein weiteres Weihnachtsfest bei Oma aus.

Bevor dann die Geschenke verteilt werden – die natürlich der Weihnachtsmann gebracht hat – tragen die Urenkel Gedichte vor oder singen ein Ständchen.

Am 25. Dezember geht es mit einem weiteren gemeinsamen Mittagessen im kleineren Kreis bei meiner Schwiegermutter weiter. Der 26. Dezember hingegen gehört ganz uns – meist verbringen wir ihn ruhig und nutzen ihn, um uns von der festlichen Schlemmerei ein wenig zu erholen.

Im Laufe des Abends steigt die Spannung und Vorfreude. Denn um Mitternacht tauschen wir Geschenke aus – aber nicht, ohne vorher einer kindlichen Tradition zu folgen: Wir gehen nach draussen und machen einen Spaziergang durch die Strassen, auf der Suche nach dem Viejito Pascuero – unserem chilenischen Weihnachtsmann. Wir schauen uns um, in der Hoffnung, ihn beim Geschenkeausliefern zu entdecken. Und wenn wir nach Hause zurückkehren, stellen wir fest, dass Viejito Pascuero schon da war und für uns alle Geschenke unter dem Baum gelegt hat.

Am ersten Weihnachtstag feierten wir mit der Familie meines Mannes bei uns zu Hause. Es gab weitere Geschenke für die Kinder – und auch die Erwachsenen kamen nicht zu kurz. Besonders stimmungsvoll war unser Wichtelspiel, das jedes Jahr für viel Freude sorgt. Bereits im Vorfeld hatte jeder heimlich den Namen einer anderen Person gezogen und ein liebevoll ausgesuchtes Geschenk vorbereitet. Die Übergabe wurde zu einem kleinen Fest für sich – voller Lachen, Neugier und herzlicher Überraschungen.

Für uns bedeutet Weihnachten mehr als nur Geschenke oder gutes Essen. Es geht darum, Traditionen zu ehren, bleibende Erinnerungen mit der Familie zu schaffen und Liebe über Generationen hinweg zu teilen. Und dieses Jahr, mit meiner Grossmutter an unserem Tisch und einem Haus voller Lachen, fühlte es sich magischer an als je zuvor.

Heiligabend verbringen wir mit meinen Eltern, meiner Schwester und ihrer Familie. Sie treffen im späten Nachmittag bei uns zu Hause zum Apéro ein. Die Kinderaugen leuchten vor Aufregung, sobald sie die Geschenke unter dem Baum entdecken, die sie auch schon bald auspacken dürfen.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist unser traditionelles Weihnachtsessen: Fondue Chinoise. Dieses gesellige Essen passt perfekt zu Weihnachten, weil es die Familie lange an einem Tisch zusammenhält und jedem schmeckt.

Am 25. Dezember feiern wir mit der Familie meiner Frau Vera. Mit insgesamt 18 Personen ist es ein grosses und fröhliches Fest. Auch hier gibt es traditionell Fondue Chinoise, begleitet von einem liebevoll zusammengestellten Salatbuffet der Schwiegereltern. Während die Kinder miteinander spielen, unterhalten wir Erwachsenen uns und geniessen die gemeinsame Zeit.

Während der Adventszeit pflegen wir alte und neue Traditionen. Ein liebgewonnenes Ritual ist das Backen von Weihnachtsguetzli. Meine Mutter bäckt immer „Grüschbrötli“, ein altes Familienrezept meiner Grossmutter, das bei uns allen sehr beliebt ist. Wir backen mit den Kindern «Mailänderli» und «Zimtsterne».

Dieses Jahr hat sich vielleicht eine neue Tradition, ein kleiner Wichtel, bei uns zu Hause eingeschlichen. Er hat unseren Kindern Briefe geschrieben, Streiche gespielt und kleine Geschenke gebracht.

So ist unsere Weihnachtszeit geprägt von schönen Traditionen, viel Freude und vor allem wertvoller Zeit mit den Menschen, die uns am wichtigsten sind.